26. Mai 2025 | NATIVES
Zukunft wird aus Mut gemacht

Die Macht der Vorstellungskraft
(Bielefeld, 26. Mai 2025) „Ich freue mich sehr, dass trotz des anstrengenden Wochenendes so viele von euch gekommen sind“, sagt Programmplaner Nils Hensdiek mit Blick auf das Pokalfinale der Arminen in Berlin. „Bei ihrer Pokalreise hat die Mannschaft Mut und Leidenschaft bewiesen und gezeigt, was alles möglich ist.“ Eine gute Überleitung zum Thema des Abends, der in den schönen Räumlichkeiten von Natives in Bielefeld stattfand.
Zu Gast war Carsten Fuchs – Zukunftsbild-Gestalter, Mutmacher und Energiezünder. Der in Ostwestfalen aufgewachsene Speaker und Autor hat bereits mehrere Start-ups gegründet, bevor er sich 2018 ganz auf sein Unternehmen „Fuchs von Morgen“ konzentrierte. Er sorgt für die Gestaltung der persönlichen und unternehmerischen Zukunft, berät und begleitet Unternehmen, Teams und Einzelpersonen auf ihrem individuellen Weg in ein besseres Morgen – insbesondere den Mittelstand in der DACH-Region. „Ich möchte heute Abend hemmungslos Lust auf Zukunft machen“, sagt Carsten Fuchs und beginnt seinen unterhaltsamen und spannenden Vortrag mit einem Zukunfts-Check. Wie sehen wir die Zukunft? Angesichts der Klima-Krise, wachsender Konflikte auf der Welt, Zölle – haben wir den Eindruck, dass alles immer schlimmer wird und wir diesen Gegebenheiten machtlos ausliefert sind? Oder sehen wir einen Raum zur Gestaltung und die Chancen, die dieser Raum bietet? Beide Perspektiven haben laut Carsten Fuchs ihre Berechtigung. Es gibt kein „Richtig“ oder „Falsch“. Aber die Perspektive, die wir einnehmen, hat einen Einfluss darauf, wie wir Zukunft sehen und gestalten. Er bittet alle Teilnehmenden, sich jetzt zu entscheiden, dass dieser Abend hier in Bielefeld einfach großartig wird und wir feststellen, dass wir ihn sehr genossen haben werden. „Es ist ein Experiment“, so Carsten Fuchs. „Wenn ihr entscheidet, dass der Abend gut wird und nichts Geringeres als fantastische Konsequenzen hat, könnte das tatsächlich so geschehen.“ Es ist ein Versuch, der im Alltag dabei helfen kann, Situationen, von denen wir vorab nicht wissen können, wie diese ausgehen, mit Zuversicht anzugehen. Mit seiner mitreißenden Art und einer gehörigen Portion Selbstironie hat Carsten Fuchs spätestens jetzt die ungeteilte Aufmerksamkeit aller MC-Mitglieder und Gäste.
Wie denken wir über Zukunft?
Mit einem kurzen Videoclip, bei dem es vordergründig um einen Kartentrick geht, verdeutlicht Carsten Fuchs, wie unsere Wahrnehmung funktioniert. Unsere Aufmerksamkeit wurde auf den Trick der farbwechselnden Karten gelenkt, dabei passierte in dem Einspieler etwas ganz anderes. Eine Metapher dafür, was in unserem Leben passiert. Unser Handeln wird bestimmt von dem, was wir gelernt haben. Als Kleinstkinder, Heranwachsende, in Beruf und im Privaten. Dabei haben Menschen von verschiedenen Kontinenten unterschiedliche Dinge gelernt – weder besser noch schlechter –, die vielleicht auch zu einem anderen Verständnis führen, wie ein Unternehmen geleitet oder wie Marketing funktioniert. Oder auch, wie man über Zukunft denkt.
Den bekanntesten Satz in deutschen Unternehmen konnten alle Anwesenden im Chor mitsprechen: „Das war hier schon immer so.“ „Und auch das haben wir gelernt“, unterstreicht Carsten Fuchs die Macht der Gewohnheit. Aber Zukunft geht auch anders. Davon ist der sympathische Referent überzeugt und erzählt die Geschichte von Fabio. Ein junger Italiener, der es geschafft hat, die international erfolgreich US-Rockband Foo Fighters nach Cesena zu einem Gratis-Gig zu locken. Ein Jahr lang hat Fabio mit Leidenschaft seinen Traum verfolgt und 1.000 Musiker*innen aus ganz Italien in seiner Heimatstadt zusammengetrommelt, um den Song „Learn to Fly“ auf der Dorfwiese zu intonieren. Ihm ist es gelungen, diese Menschen davon zu überzeugen, dass dieser Traum wahr werden kann. Und 1.000 Künstler*innen sind diesem Aufruf gefolgt, haben ihre Instrumente – auch Schlagzeuge – eingepackt und sind auf eigene Kosten nach Norditalien gereist. Das Einspielen dieses einen Songs war zudem eine logistische Meisterleistung, die Musiker*innen mussten verkabelt, ein professionelles Video produziert, Technik organisiert und zahllose Details abgestimmt werden.
Herausgekommen ist ein höchst emotionaler Clip, der die Begeisterung aller Beteiligten an dem Projekt zeigt, man blickt ausschließlich in strahlende Gesichter. Und zum Abschluss Fabios Bitte an die Foo Fighters: Kommt zu einem Konzert nach Cesena. Was für eine verrückte Idee! Aber sie hat funktioniert. Nur etwa drei Stunden, nachdem das Video viral und millionenfach geklickt wurde, meldete sich Leadsänger Dave Grohl via Twitter: „Ci vediamo a presto, Cesena“ = „Wir sehen uns bald, Cesena“. Und die Band, die normalerweise schätzungsweise pro Auftritt eine siebenstellige Summe einfährt, hat ihr Versprechen gehalten. Im Rahmen ihrer Welttour spielten sie auf der Wiese in Cesena für Fabio und seine Freunde, die im Vorfeld des Konzerts natürlich immer zahlreicher wurden.
Grenzen sprengen
Für Carsten Fuchs ist Fabios Geschichte ein wunderbares Beispiel dafür, wie man über Zukunft nachdenken kann. Fabio konnte sich dieses Konzert vorstellen. Und diese Vorstellungskraft hat alles in Bewegung gesetzt. Und so sind im Umkehrschluss „die Grenzen unseres Denkens die wirklichen Grenzen unserer Welt“, wie es der Zukunftsbild-Gestalter auf den Punkt bringt. „Wenn du weißt, wohin es geht, weißt du auch warum.“ Mit einem konkreten Bild von der Zukunft finden sich auch die passenden Menschen, davon ist der Keynote-Speaker überzeugt. Denn auch Fabio hat die richtigen Leute gefunden, um seinen verrückt klingenden Traum zu verwirklichen. Dabei ist das Ziel wichtiger als der Weg. Auf Unternehmen übertragen bedeutet das, dass auch ein Geschäftsführer den Mut sagen darf: Ich habe noch keine Ahnung, wie wir das bewerkstelligen, aber es wird sich finden. Die Frage ist: Was kann ich tun, damit wir das Ziel erreichen? Es kommt darauf an, dass man die Entscheidung für ein bestimmtes Ziel mit Kraft trifft.
Was wäre, wenn wir unsere Zukunft entscheiden könnten? Welche Konsequenzen hätte das? Diese Fragen stellt Carsten Fuchs in den Raum. Die eine Folge wäre, das wir selbst dafür verantwortlich sind und niemand anderem die Schuld geben könnten. Aber, und das ist das ganz große Plus, wir entwickeln eine ganz konkrete Vorstellung davon, wohin wir gehen.
Zukunftsbild entwickeln
Für Unternehmen hat der Gründer von „Fuchs von Morgen“ eine Methode entwickelt, mit deren Hilfe an einem Tag Zukunftsbilder entwickelt werden können. Jede Abteilung – ob Buchhaltung, Lager, Vertrieb etc. – formuliert eine individuelle Vorstellung. Daraus fügt sich anschließend ein gemeinsames Zukunftsbild für das gesamte Unternehmen zusammen. Unter der Fragestellung: Was sind unsere Werte? Und wie sieht unser Ziel aus? Wohin wollen wir? Die Ideen, das kann eine Kantine oder ein Fitnessstudio auf dem Firmengelände sein, werden zu einem tatsächlichen Bild visualisiert, eine Art Wimmelbild, und für alle Mitarbeitenden sichtbar aufgehängt. Als Ankerpunkt für alle. Wichtig ist, nicht auf das Trennende, sondern auf das Verbindende zu blicken.
Zum Abschluss sind die Teilnehmenden aufgefordert, sich vorzustellen, wie es für sie heute in genau einem Jahr sein wird. Und schriftlich in einem ausgehändigten Büchlein festzuhalten, welche drei Dinge sich im eigenen Leben wunderbar entwickelt oder verändert haben. Und welche kurze und knackige Überschrift dieses Jahr trägt. Welche Emotionen sind es, die beim Rückblick auf dieses grandiose Jahr in einem aufsteigen. Und zu guter Letzt die Aufforderung, sich vorzustellen, dass genau ein Jahr vergangen ist und man jemanden von erzählt, was in diesen 12 Monaten passiert ist. „Schreiben ist die Verfestigung der Gedanken“, sagt Carsten Fuchs. „Darin liegt eine unglaubliche Kraft.“ Und er ermutigt dazu, auch auf den ersten Blick verrückte Gedanken zuzulassen. „Gibt es wirklich eine Grenze oder ist es für euch nur nicht vorstellbar. Wofür brennt ihr? Was ist euer „Foo Fighters“-Konzert?“ Er selbst träumt davon, ein Zukunftsbild für Deutschland zu entwerfen. Ein verrückter Gedanke?! Aber wer weiß, vielleicht sorgt Friedrich Merz für den „Foo Fighters“-Moment. Eine inspirierende Veranstaltung geht dem Ende zu und beim anschließenden Get-together wird klar: Alle haben tatsächlich einen fantastischen Abend genossen. Eine gute Entscheidung.
Text: Eike Birck
Fotos: Sarah Jonek







































