Rückblick
2. Juni 2025 | Pioneers Club

Projekt Kopenhagen

v.l.n.r.: Luis Denninghoff (DigitalErleben), Kristina Herrmann (Teckentrup Door Solutions), Markus Hirschmeier (Hirschmeier Media GmbH & Co. KG), Frederick Tanton (FrameStory GmbH & Co. KG), Lilian Weers (von Busch GmbH) und Eric Adelt (IP Adelt GmbH) BN: Sarah Jonek

Wie authentisches Storytelling Marken und Missionen vereint

(Bielefeld, 2. Juni 2025) „Jeder. Kilometer. Zählt.“ So lautet der Untertitel eines außergewöhnlichen Projekts. „Ich bin darauf bei LinkedIn aufmerksam geworden“, erzählt Programmplanerin Kristina Herrmann bei der Begrüßung der Gäste und Mitglieder des Marketing Clubs im Bielefelder Pioneers Club. An diesem Abend ist Frederick Tanton, Inhaber von FrameStory, zu Gast. Mit im Gepäck: seine freie Dokumentation „Projekt Kopenhagen“.

Im Fokus dieser Heldenreise steht authentisches und emotionales Storytelling. Die Idee: In unter 24 Stunden von Bielefeld nach Kopenhagen mit dem Fahrrad zu fahren. Für jeden gefahrenen Kilometer geht eine Spende von 1 Euro an das Kinder- und Jugendhospiz Bethel. Durch persönliche Kontakte, Frederick Tanton ist selbst begeisterter Radfahrer, fand er schnell jemanden, der im positiven Sinne verrückt genug war, sich an diese Strecke zu wagen: Bastian „Bast“ Harfmann nahm die Challenge an. Am 6. September 2024 ging es um 18 Uhr los. 575 Kilometer lagen vor ihm. Und die schon bald einbrechende Dunkelheit. In einer 25-minütigen Dokumentation begleitet der Fotograf und Filmemacher zusammen mit einem weiteren Kameramann und Basts Freundin, zuständig für Logistik und moralische Unterstützung, Basts Weg; zeigt eindrückliche vorbeirauschende Landschaftsbilder, die Tristesse von Asphaltwüsten, Konflikte mit Autofahrenden und vor allem  Basts wechselnde Gefühlslage bei den Verpflegungsstopps. Frederick Tanton dokumentiert, wie ab 400 Kilometern die Beine schwerer wurden, die Zuversicht, es rechtzeitig in die dänische Hauptstadt zu schaffen, allmählich schwindet, bis zu dem Punkt, an dem die Challenge eigentlich gescheitert war, denn die Zeit war abgelaufen. Aber Bast gab nicht auf – und schaffte es tatsächlich noch bis Kopenhagen. Dass er am Schluss seiner Reise noch zufällig in ein Radrennen geriet und durch ein amtliches Finishor fuhr und mit einer Medaille geehrt wurde, gab der Story ungeplant einen sehr runden Abschluss.

Emotionen packen

Viel wichtiger als Durchschnittsgeschwindigkeit und gefahrene Strecke waren in dem Film die Emotionen – untermalt von sorgfältig ausgewählter Musik. Am Ende sitzt Bast völlig erschöpft auf dem Boden vor der malerischen Kulisse von Nyhavn und berichtet, wie unwirklich sich das alles gerade für ihn anfühlt. Für ihn persönlich sei es großartig, dass er durchgehalten und gemerkt hat, wozu er fähig ist. Motiviert hat ihn zusätzlich, dass es dabei nicht um ihn, sondern um die Spenden für das Hospiz ging. „Zwar habe ich in diesen 28 Stunden leiden müssen, aber am Ende war es ein selbstgewähltes Leid, das in keinem Verhältnis zu dem steht, was die Kinder, Jugendlichen und ihre Familien tagtäglich durchmachen müssen“, stellt Bast fest.

„Für mich war es ein Herzensprojekt, das wir spontan in zweieinhalb Wochen umgesetzt haben“, erzählt Frederick Tanton, der mit der Spendenaktion einen nachhaltigen Mehrwert schaffen wollte. Für das Hospiz, aber auch für die fünf Unternehmen, die ihn unterstützt haben, die einen Teil der Produktionskosten getragen und sich mittels Spenden beteiligt haben. Die Unterstützer wurden im Gegenzug am Ende des Films genannt und durften ihn für ihre Unternehmenskommunikation nutzen. „Es war natürlich sehr glücklich, dass Bast bei Böllhoff arbeitet, die als erstes Unternehmen ihren Support für das Projekt zusagten. Sie machten aus der Geschichte einen Artikel für die Mitarbeitendenzeitung, erstellten sehr viele LinkedIn-Posts, spielten die Story im internen Newsletter und es gab sogar eine Folge im unternehmenseigenen Podcast dazu.“ Sicherlich ein guter Beitrag zur internen Identifikation mit dem Unternehmen und nach außen gut für das Employer Branding und letztlich das Recruiting. Um Sponsoren zu gewinnen, hatte Frederick Tanton eine Landingpage mit den Mehrwerten für die Unternehmen erstellt und aktiv rund 80 Firmen angeschrieben.

Bislang sind durch das „Projekt Kopenhagen“ 4.400 Euro zusammengekommen – und die Spendenaktion läuft weiter. Über 50.000 Aufrufe bei YouTube und 750.000 Impressionen, also wie oft ein Beitrag im Feed oder auf der Seite eines Nutzers erschien, können bislang verzeichnet werden.

Mit Authentizität werben

Große Sportartikelhersteller und Outdoormarken nutzen starke Geschichten schon lange für ihr Marketing. Nicht das Produkt, sondern der Mensch und seine Emotionen stehen im Fokus. Und das muss filmisch gut umgesetzt werden. Die Idee, sich im eigenen Unternehmen nach Mitarbeitenden umzuschauen, die sich sozial engagieren oder etwas anderes Außergewöhnliches leisten, könnte einen ersten Ansatz bieten. „Man muss diese Heldengeschichte nur dokumentieren. Der Kern der Story ist eigentlich sehr einfach: Was will der Protagonist erreichen? Und welche Hürden muss er auf dem Weg zum Ziel überwinden?“, sagt Frederick Tanton „Nichts ist authentischer als jemand, der etwas erreichen möchte!“

Im Anschluss entspann sich ein lebhaftes Gespräch, wie ein solches Projekt in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt und professionell umgesetzt werden konnte.

Unser Tipp für alle, die an diesem Abend nicht dabei waren: Auf www.framestory.de gibt es nicht „nur“ die Dokumentation zu sehen, sondern auch ein Making-of und ein Behind the scenes, das u. a. von den Herausforderungen berichtet, mit nur zwei Kameramännern fast 36 Stunden ohne nennenswerten Schlaf zu drehen.

Text: Eike Birck
Fotos: Sarah Jonek