6. Oktober 2025 | ZAR Bielefeld
Ein gesünderes, aktiveres Leben für Berufstätige?

Kristina Herrmann, Frank Terpoorten
Präventionsmedizin hilft!
(Bielefeld, 6. Oktober 2025) An diesem Abend sind wir zu Gast bei ZAR Bielefeld, einem von mehr als 30 ambulanten Reha-Zentren der Nanz medico-Gruppe. Der Standort in Bethel bietet auf fünf Etagen Rehabilitationsmedizin – angefangen bei einem Bewegungsbad über Logopädie, Ergotherapie, Ernährungstherapie, physikalischer Therapie bis hin zu einer lichtdurchfluteten MTT-Fläche in der obersten Etage mit Blick auf die Sparrenburg. Ein motivierender Faktor für das Training an den Geräten. „Wir möchten Menschen nach einem Unfall oder einer OP wieder in Bewegung bringen“, erklärt Frank Terpoorten. Aber nicht nur: Ein weiterer Fokus liegt auf der Prävention.
Seit 2024 verantwortet der Vertriebsfachmann im ZAR Bielefeld das RV Fit-Programm, das sich rund um Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung dreht. Das für Teilnehmende kostenfreie sechs-monatige Trainingsprogramm der Deutschen Rentenversicherung beginnt mit einer intensiven Startphase. „Drei Tage sind die Menschen von 8 bis 15:30 Uhr bei uns und werden dafür bezahlt von ihrem Arbeitgeber freigestellt“, berichtet Frank Terpoorten. Hier erfolgt die ärztliche Aufnahme, allerlei Tests und eine umfangreiche Einführung. Nach den drei Tagen folgt die berufsbegleitende dreimonatige Trainingsphase, in der die Teilnehmenden ein- bis zweimal in der Woche etwa 90 Minuten etwas für ihre Gesundheit tun. Daran schließt sich eine ebenfalls drei-monatige Eigenaktivitätsphase an. Hier entwickeln die Menschen eine gesunde Routine und führen die Aktivitäten weiter, die sie im ZAR kennengelernt haben und die ihnen Spaß machen. Zum Abschluss des RV Fit-Programms gibt es einen Abschlusstag, bei dem Kenntnisse noch einmal aufgefrischt, Tipps gegeben und ein erneuter Check-up durchgeführt wird. Für diesen letzten Tag werden die Teilnehmenden ebenfalls bezahlt freigestellt.
Die Ergebnisse einer Studie mit über 100 RV Fit-Teilnehmenden zeigen, dass die Menschen selbst eine spürbare Steigerung ihrer Arbeitsfähigkeit und ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität feststellen. Sie haben das Gefühl, Stress besser bewältigen zu können und insgesamt ihre Selbstwirksamkeit gesteigert zu haben. Soweit die Selbsteinschätzung. Sportmedizinische Tests zeigen zum Teil deutliche Verbesserungen bei der Dehnfähigkeit der Oberschenkelmuskulatur und der Bauchmuskulatur sowie eine Verbesserung des Gleichgewichts. Das Programm zur Prävention wirkt demnach. Warum aber ist es dennoch weitgehend unbekannt?
Marketing für ein erklärungsbedürftiges Produkt
Die Rentenversicherung wurde vom Gesetzgeber dazu verpflichtet, ein Präventionsprogramm anzubieten und macht als Kostenträger keine Werbung. Arbeitgeber schrecken eventuell davor zurück, allen Mitarbeitenden das Präventionsprogramm anzubieten und sie dafür insgesamt vier Tage freizustellen. Wenn man allerdings die Krankheitstage von Arbeitnehmenden dagegen stellt – es sind im Schnitt 22,3 AU-Tage je Beschäftigtem im Jahr, was 4,5 Wochen ausmacht – nehmen sich 4 Tage dagegen eher gering aus. Denn orthopädische und psychische Erkrankungen machen fast 40 Prozent der Fehltage aus. Insgesamt machen die Fehltage 300 Milliarden Euro aus, die das Gesamtsystem aus Arbeitgebenden, Krankenkassen, Rentenversicherung und weiteren Kostenträgern zahlen muss. Es lassen sich durch Prävention natürlich nicht alle Erkrankungen vermeiden, aber sicherlich einige. Und wer sich fitter fühlt, ist leistungsfähiger. Allerdings wenden die Krankenkassen – die, wie die Rentenversicherung auch einen gesetzlichen Auftrag in puncto Prävention zu erfüllen hat – lediglich 2 Promille ihres Gesamtetats dafür auf.
Zielgruppe erreichen
Aber wie macht man RV Fit in der Region bekannter? Ärzte als Empfehler sind schwierig zu erreichen. In Unternehmen sind es oft HRler, die mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement befasst sind. „Es ist mir nur schwerlich gelungen, hier die Verantwortlichen ans Telefon zu bekommen, aber über LinkedIn funktioniert das häufig sehr gut“, berichtet der Vertriebsfachmann mit einer Leidenschaft fürs Radfahren. Auch Multiplikatoren, wie Gesundheitsverbände, Stadtverwaltung oder Businessnetzwerke, sind für Frank Terpoorten wichtige Ansprechpartner, wenn es darum geht, das Präventionsprogramm bekannter zu machen. Jobmessen, Feste von Sportvereinen, run and roll City und ähnliche Veranstaltungen sind eine gute Gelegenheit, „Direktkunden“ zu erreichen. Oder man packt den mobilen Infostand auf eine Sackkarre und zieht damit durch die Produktionshalle – es braucht also viel Kreativität, um die verschiedenen Zielgruppen – meist per Kaltakquise – zu erreichen. Der beste Kanal ist jedoch die Mund-zu-Mund-Propaganda. Zwei Drittel der Teilnehmenden kamen bislang über Empfehlungen. Eine Feedback-Auswertung ergab exzellente Werte, was die Zufriedenheit mit ZAR Bielefeld anbelangte. Die besten Einzelwerte betrafen die Freundlichkeit und Kompetenz der Mitarbeitenden. „Zufriedene Gäste sind Gold wert“, sagt Frank Terpoorten zum Abschluss seines spannenden Vortrags. „Aber Platin sind die engagierten Kooperationspartner in Firmen und Praxen.“
Weitere Infos sowie eine Online-Anmeldung unter www.rv-fit.de.
Text: Eike Birck, Fotos: Kristina Herrmann





