14. Mai 2025 | Leineweber-Saal Hofbräuhaus Bielefeld
2. Stammtisch der MarketingFrauen OWL

Dranbleiben und sich gegenseitig stärken
(Bielefeld, 14. Mai 2025) Netzwerke knüpfen, sich gegenseitig unterstützen und in den offenen Austausch gehen. Mit diesen Zielen ist der Stammtisch der MarketingFrauen OWL angetreten, der jetzt in die zweite Runde gegangen ist – im Leineweber-Saal im Hofbräuhaus Bielefeld, der sich als idealer Rahmen für intensive Gespräche erweist.
Nach der Begrüßung durch Initiatorin Kristina Herrmann geht es in eine kurze Vorstellungsrunde. Elf Frauen aus verschiedenen Generationen und Branchen sind gekommen, um sich auszutauschen. Und sie alle sind gespannt auf den Impulsvortrag von Barbara Hagedorn, CEO und Founder von „FutureWe“. Der erweist sich tatsächlich als sehr inspirierend, denn die 56-Jährige ist schon als junge Frau in einer Männerdomäne durchgestartet. Mit gerade mal 23 Jahren gründete sie ein Unternehmen in der Reifenbranche. Sprüche wie „Mädchen, was willst Du denn hier?“ gehörten zu ihrem Alltag. Doch sie ist drangeblieben und als sie anschließend in das Unternehmen ihres Ex-Manns einstieg, wieder in einer Männerbranche gelandet. Sie verfügt über 30 Jahre Erfahrung im Aufbau des Familienunternehmens Hagedorn, das sie im Laufe der Zeit als Geschäftsführerin zu einem führenden Anbieter im Bereich Gebäude- und Industrierückbau, Flächensanierung und Revitalisierung mit zum Erfolg geführt hat. Gerade in der Baubranche sind Frauen bis heute komplett unterrepräsentiert. Dabei ist Barbara Hagedorn davon überzeugt, dass diverse Teams auch dort die beste Leistung bringen.
Dass sie selbst das Standing und Selbstbewusstsein hat, um sich in einer Männerdomäne zu behaupten, merkt man der Unternehmerin an. Um auch andere Frauen dazu zu ermutigen, hat Barbara Hagedorn die erfolgreiche Kampagne „Frau am Bau“ ins Leben gerufen. „Frauen bringen einen anderen Spirit auf die Baustelle, aber das funktioniert nur, wenn man das ganze Team mitnimmt“, so ihre Überzeugung. Hier kommen die Themen Mitarbeiterführung und Unternehmenskultur in Spiel, die ihr sehr am Herzen liegen. „Ich glaube, dass wir Frauen eine andere Antenne dafür haben, wo es Probleme gibt“, so ihre Überzeugung.
Ihr tiefes Verständnis für die Bedeutung von Mentoring, Förderung und Netzwerken bringt Barbara Hagedorn seit dem Ausstieg aus dem Unternehmen 2024 in ihre eigene Marke „FutureWE“ ein, die für innovative Konzepte in den Bereichen Diversität, Unternehmenskultur, Frauenförderung, Führungskompetenz und Wettbewerbsfähigkeit steht. „Ich möchte mein Wissen weitergeben und andere Frauen anspornen, rauszugehen. Wir brauchen unbedingt weibliche Vorbilder. Dranbleiben, weitermachen und uns gegenseitig stärken – dafür sind Netzwerke wie der Frauenstammtisch wichtig“, so ihre Überzeugung. Und als hätte die erfahrene Managerin als Beraterin für mittelständische Unternehmen und Konzerne nicht genug zu tun, hat sie auch noch ein Start-up in der Parfum-Branche gegründet. „Nach all den Jahren auf der Baustelle fand ich ein bisschen Beauty auch schön“, lacht die Unternehmerin.
Die größte Herausforderung, die ihr als Coach begegnet, ist – insbesondere in Unternehmen mit hohem Männeranteil – die fehlende Kommunikation. „Frauen fällt das oft leichter, aber es ist wichtig, auch die Männer einzubinden.“ Und einiges können sich Frauen im Berufsleben sogar von den Männern abgucken. „Was sie unglaublich gut können, ist sich zu vernetzen und diese Netzwerke auch tatsächlich zu nutzen.“
Reichlich Stoff für die anschließende rege Diskussion. Obwohl sie in unterschiedlichen Branchen unterwegs sind, haben die Frauen der Stammtischrunde im Berufsleben ähnliche Erfahrungen gemacht: Wie schwer es immer noch ist, sich als Frau zu behaupten, ohne als „zickig“ abgestempelt zu werden. Wie viele Anläufe es braucht, um in einer Männerriege akzeptiert zu werden. Und dass es Frauen immer noch (zu) schwerfällt, Präsenz zu zeigen und eigene Interessen klar zu formulieren. Einig sind sich alle auch im vorläufigen Resümee des Abends: Netzwerke wie der Frauenstammtisch sollen mehr sein als eine angeregte Plauderrunde, sondern wirklich produktiv genutzt werden, um sich gegenseitig zu unterstützen. Aber niemand hat gesagt, dass dabei nicht auch kühle Getränke und deftige bayerische Schmankerl ins Spiel kommen dürfen.
Text: Stefanie Gomoll
Fotos: Sarah Jonek