17. November 2025 | CONCEPT Vermögensmanagement GmbH & Co. KG
Willkommen in der glitzernden Welt der Content-Produktion
v.l.n.r.: André Mielitz, Tips-Verlag, Markus Hirschmeier, Hirschmeier Media, Sabine Schoner, Kultur Räume Gütersloh, Norbert Gierlich, Vogelsänger Studio, Frank Luge, Concept Vermögensmanagement
„Jeden Tag besser als gestern“
(Bielefeld, 17. November 2025) „Der Bedarf an Content nimmt nicht zuletzt durch Social Media immer mehr zu. Dabei wachsen weder die Budgets noch die Zahl der Mitarbeitenden. Wie wir das bewerkstelligen sollen, das ist eine Frage, die uns alle bewegt“, sagt Sabine Schoner, Präsidentin des Marketing Club Ostwestfalen-Lippe bei der Begrüßung der zahlreichen Mitglieder und Gäste. Der Club ist zu Gast bei CONCEPT Vermögensmanagement. „Wir haben das schönste Büro in der Bielefelder Altstadt“, freut sich Geschäftsführer Frank Luge und weist zudem auf die aktuelle Ausstellung in den Räumlichkeiten hin. „Als wir 2017 hier eingezogen sind, haben wir entschieden, keine Kunst zu kaufen, sondern Künstlerinnen und Künstlern aus der Region hier bei uns eine Bühne zu bieten.“ Mit einem Augenzwinkern leitet er von der „glitzernden Welt der Finanzen zu der glitzernden Welt der Content-Produktion“ über. Referent des Abends ist Norbert Gierlich, der seit 2018 den Münchener Standort der Vogelsänger Studios leitet und als Head of Marketing die Steuerung der Bereiche Online Marketing und Sales Marketing verantwortet.
„Wir und auch unsere Kunden stehen unter Druck“, eröffnet der erfahrene Werber, der von 2007 bis 2016 Vizepräsident des Marketing Club München war, seinen inspirierenden Vortrag. „Sichtbar sein und sichtbar bleiben, ist eine permanente Herausforderung. Wie kann ich mit kreativem Content, mit meiner Geschichte, mit meiner Werbebotschaft aus dem Grundrauschen herausstechen?“ Die glitzernde Welt der Content-Produktion mit kosten- und ressourcenintensiven Shootings und Drehs in Südafrika oder Portugal ist vor diesem Hintergrund nicht mehr realisierbar – und mit Blick auf Nachhaltigkeit auch nicht wünschenswert.
Zur Einstimmung geht es los mit einem kleinen Quiz: Es ertönt die Titelmelodie vom „Tatort“. Das Intro wird in Sekunden von allen Teilnehmenden erkannt. „Warum ist Tatort so erfolgreich?“, gibt Norbert Gierlich die Frage in die Runde. Hoher Wiedererkennungswert, immer gleich und immer zur Prime Time nach der Tagesschau. „Der Tatort ist so beliebt, die Serie muss einfach weitergehen“, resümiert der Initiator, Gründer und Vorsitzende des MARKENCAMP e.V. Dabei verursacht die Produktion einer 90-minütigen „Tatort“-Folge bis zu 120 Tonnen CO₂. Das entspricht einer Menge, die durchschnittlich von 17 Menschen im Jahr ausgestoßen wird. Bei 35 Folgen im Jahr summiert sich die Emission auf 4.900 Tonnen CO₂. Da lohnt es sich, die Produktion sowie die einzelnen Gewerke auf den Prüfstand zu stellen, um nachhaltiger zu produzieren. Auch bei nationalen und scheinbar kleineren Produktionen.
Verwenden statt verschwenden
Wenn man über den Tellerrand blickt, werden die Zahlen noch eindrücklicher: Bei einer Blockbuster-Produktion in Hollywood werden durchschnittlich bis zu 4.000 Tonnen CO₂ ausgestoßen. Das entspricht der Menge, die 1.000 Menschen auf einem Flug von München nach Los Angeles freisetzen. Allein Hollywood produzierte 2024 rund 529 Blockbuster pro Jahr.
Dabei nehmen Anzahl der aufwendig erreichbaren Drehorte, Special Effects und Kulissenbau bzw. Virtual Production tendenziell zu. In einem Jahr wird durch Hollywood so viel CO₂ ausgestoßen, wie Kroatien oder Irland pro Jahr freisetzen. Nach Indien (1.000 Kinofilme pro Jahr) und Nigeria (etwa 900 Filme) belegt Hollywood mit knapp 600 Blockbuster im weltweiten Vergleich den dritten Rang. „Das sind dramatische Mengen“, betont Norbert Gierlich. Um daran etwas zu ändern, lohnt ein detaillierter Blick darauf, wie sich die Emissionen zusammensetzen. Insgesamt verursachen Travel & Transport, Material und Film Spaces den größten Ausstoß. „Wir haben uns auf den Weg gemacht und überlegt, wo sind die Hebel, bei denen wir ansetzen können, um nachhaltiger zu agieren.“ So entstand die Idee zur Content – oder besser – Creative Factory. „Ein permanentes Set, das sich jedoch ständig verändert. Eine Mischung aus Messebau und Disneyland“, so beschreibt der Head of Marketing die Idee des modularen Setbaus bei Vogelsänger Studios. Das minimiert die Reisekosten und spart ein Vielfaches der Materialkosten. Für die Menschen, die am Set arbeiten, bleiben viele Abläufe gleich, weil die Infrastruktur dieselbe ist. Fragen nach Übernachtungsmöglichkeiten, Catering oder wie man ins WLAN kommt etc. müssen nur einmal beantwortet werden. So sinkt auch der Rechercheaufwand für Producer. Für viele Kunden eine überzeugende und nachhaltige Lösung, denn sowohl große Produktionen wie auch vermeintlich kleinere Drehs können emissionsärmer, schneller und kostengünstiger durchgeführt werden.
Schritt für Schritt besser
„Klimaneutral sind wir nicht. Aber – so formuliert es Kai Vogelsänger immer so treffend – wir sind heute viel besser als gestern“, berichtet Norbert Gierlich. „Unser Fuhrpark wird sukzessive umgestellt auf Hybrid- und Elektrofahrzeuge. Wir haben an beiden Standorten Ladeinfrastruktur aufgebaut – auch für unsere Kunden. Oft ist die erste Frage: Wo kann ich bei euch laden?“ Green Production ist mittlerweile bei Vogelsänger Studios fest verankert. Momentan werden Zertifizierungsmöglichkeiten ausgelotet und ein freiwilliger Nachhaltigkeitsbericht ist in der Planung. Und wenn große Konzerne und andere Unternehmen Lieferketten dokumentieren müssen, können Vogelsänger Studios Antworten liefern. Bisherige Maßnahmen, um nachhaltiger zu produzieren, zielen auf das oben skizzierte Bauteilmanagement samt Böden und Fenster ab. Es werden nur noch Lacke und Farben auf Dispersionsbasis verarbeitet. Das Produktionslicht und die Infrastrukturbeleuchtung wurden auf LED umgestellt. Die Studiobeheizung erfolgt mittels Fernwärme. Während der Produktion wird auf Mehrweg gesetzt, das betrifft Geschirr, Besteck und Gläser. PET-Flaschen wurden ebenso verbannt wie Strohhalme. Der Kaffee kommt aus einer Siebträgermaschine anstelle der Kapselmaschine. Bei den vegetarischen Caterings stehen lokale und saisonale Bioprodukte im Vordergrund. Es gilt das Zero-Foodwaste-Prinzip – werden Lebensmittel fotografiert, werden die abgebildeten Lebensmittel anschließend verteilt. Mülltrennung und Kreislaufwirtschaft gehören ebenfalls zu den verinnerlichten Maßnahmen. Außerdem wurde ein Styling- und Fashion-Fundus aufgebaut, damit nicht immer neue Kleidung angeschafft werden muss. Shootingboards & Dispo sollen papierlos erfolgen. Die Pre-Production-Meetings werden nicht mehr in Präsenz, sondern digital durchgeführt. Nach Möglichkeit reisen Cast/Crew mit dem ÖPNV an.
KI als Gamechanger?
„KI ist auf dem Vormarsch. Wir nutzen die Technologie beispielsweise bei der Erstellung von Storyboards, Übersetzungen oder auch der Bildbearbeitung“, berichtet Norbert Gierlich. „Und wir sehen viele kleine Clips oder Werbespots, die mittels KI in beeindruckender Qualität und Geschwindigkeit entstehen. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass sie oft das Ergebnis aufwändiger Iterationsschleifen mit hunderten oder tausenden Prompts sind.“ Für 1.000 Prompts werden ca. 500 g CO₂ freigesetzt. Allein bei ChatGPT – und es gibt ja noch viele weitere Sprachmodelle – werden in einer Stunde 100 Mio. Prompts eingegeben. Das entspricht 10.000 Tonnen CO₂ pro Tag. Experten gehen davon aus, dass im Jahr 2030 bereits 20 Prozent des weltweiten Strombedarfs für KI aufgebracht werden muss. Hier stellt sich auch wieder die Frage der Nachhaltigkeit. „Wir sind nicht Hollywood und auch nicht ChatGPT, aber wir als Vogelsänger Studios leisten unseren Beitrag in OWL und Bayern. Das betrachten wir als unsere Pflicht gegenüber unseren Mitarbeitenden, unseren Kunden und der nächsten Generation.“
Text: Eike Birck
Fotos: Sarah Jonek



















































