Rückblick
12. November 2025 | VHS Gütersloh

Foto-Ausstellung „Die Wut ist weiblich“

v.l.n.r.: Sabine Schoner, Kultur Räume Gütersloh, Marielle Kulzer Frauenberatungsstelle Gütersloh, Karen Neumeyer, Frauenberatungsstelle Gütersloh

Antrieb für Veränderung

(Gütersloh, 12. November 2025) „Alle, die heute Abend nicht dabei waren, haben definitiv etwas verpasst“, stellt Sabine Schoner, Präsidentin des Marketing Club Ostwestfalen-Lippe, treffend fest. Die MarketingFrauen waren zu Gast in der VHS in Gütersloh. Eine Führung durch die Foto-Ausstellung „Die Wut ist weiblich“ stand auf dem Programm.

Zu sehen waren 24 eindrückliche Fotos der Künstlerin Rosa Engel, die weibliche Wut in ihren unterschiedlichsten Facetten abbilden. Mit dieser Ausstellung feiert die Frauenberatungsstelle Gütersloh ihren 35. Geburtstag. „Hätte es keine wütenden Frauen gegeben, gäbe es uns heute als Gewaltschutzeinrichtung und Beratungsstelle für Mädchen und Frauen nicht“, betont Karen Neumeyer, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Marielle Kulzer durch die inspirierende Veranstaltung führte. Engagiert, empathisch und kompetent beleuchteten die beiden Sozialarbeiterinnen die verschiedenen Dimensionen von weiblicher Wut, indem sie mit gezielten Fragen einen interaktiven Austausch anstießen.

Weibliche Wut wird gesellschaftlich anders wahrgenommen als männliche. Bei Frauen heißt es schnell: „Sei doch nicht so zickig!“ Ausbrüche von Männern werden eher akzeptiert und gehen auf das Konto „Durchsetzungsfähigkeit“. Jede Teilnehmerin hatte dazu gleich selbst erlebte Situationen aus einem beruflichen Kontext im Kopf. Texttafeln neben den Fotografien zeigen plakativ, wie Gesellschaft auf weibliche Wut reagiert. Zum Beispiel mit „Jetzt mach mal keine Szene“ oder „Du bist viel hübscher, wenn du lächelst“. Eine andere Tafel sagt jedoch: „Es gibt Dinge im Leben, die schaffst du nur mit genug Wut im Bauch.“ Das ist eine Umdeutung dieser elementaren Grundemotion. Wut ist eine Antriebsfeder oder ein Signal, um deutlich Stopp zu sagen, wenn eigene Grenzen überschritten werden. „Wut kann ein Motor für Veränderungen sein“, ist Karen Neumeyer überzeugt.

Wut zulassen

Noch heute wachsen Mädchen anders auf als Jungen. Mädchen lernen früh, dass sie nicht wütend sein dürfen, dass sie nicht rumbrüllen sollen. Das anerzogene Leise-Sein führt jedoch dazu, dass es vielen Frauen schwerfällt, sich zu behaupten, ihre Meinung zu vertreten und überhaupt gehört zu werden. Für viele Frauen ist das Gefühl der Wut mit Scham verknüpft. „Unterdrückte Wut kann krank machen“, weist Marielle Kulzer auf mögliche Folgen für die psychische und physische Gesundheit hin.

Der gemeinsame Austausch über weibliche Wut brachte bei den Teilnehmerinnen viel in Bewegung. Eine Selbstreflexion darüber, wo die eigene Wut und wie der Umgang damit aussieht. Spannend waren auch die Reaktionen der Teilnehmerinnen auf die gezeigten großformatigen Fotografien. Bei einigen Bildern stellte sich das Gefühl ein, dass man genau weiß, was der porträtierten Frau durch den Kopf geht und welches Gefühl sie dabei durchlebt. 

„Wut bedeutet vor allem, Unrecht und Grenzverletzungen wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Denn Wut ehrlich auszudrücken, heißt auch, für sich einzustehen“, erklärt Karen Neumeyer und ermuntert zu mehr Mut zur Wut. „Was wäre denn, wenn wir alle gemeinsam wütend wären? Könnte das zu positiven Veränderungen führen?“ Nach diesem Club-Abend der besonderen Art gingen wir „beseelt wütend“ – wie es eine Teilnehmerin formulierte – nach Hause. 

Unser Tipp:

18.11.2025: Führung durch die Ausstellung samt Austausch, 18-19:30 Uhr

VHS Gütersloh, Raum 13, Hohenzollernstraße 43, 33330 Gütersloh.

Die Veranstaltung ist kostenfrei.

Anmeldung unter: www.vhs-gt.de (Kurssuche: „Ausstellung Die Wut ist weiblich“)

Bis zum 24. November 2025 ist die Foto-Ausstellung „Die Wut ist weiblich“ der Aachener Künstlerin Rosa Engel noch in der VHS Gütersloh zu sehen.
Das Projekt ist eine Kooperation des Vereins Frauen für Frauen Gütersloh e. V., der Volkshochschule Gütersloh, der Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Gütersloh sowie des Clubs Soroptimist International Gütersloh.

Weitere Infos zur Frauenberatung

www.frauenberatung-fachstelle-guetersloh.de/

Hier gibt es die Möglichkeit, die wichtige Arbeit des gemeinnützigen Vereins zum Gewaltschutz mit einer Spende oder dem Beitritt zum Förderverein zu unterstützen.

Text: Eike Birck Fotos: Timo Blaschke